Hilfe, mein Abstrich ist nicht in Ordnung!
Die Aufforderung zur Untersuchung mit Kontrolle des Zellabstrichs verursacht bei Ihnen verständlicherweise Unsicherheit und Sorge.
Das ist aber meist gar nicht nötig, denn kontrollbedürftige, „auffällige Abstriche“ (mit Dysplasie) kommen in der gynäkologischen Sprechstunde relativ häufig vor und bedeuten dabei nur in sehr seltenen Einzelfällen „Krebs“.
Deshalb dazu einige Erläuterungen:
Ziel der Krebsfrüherkennungsuntersuchung…
…mittels Zellabstrich vom Muttermund ist es, nicht nur den Gebärmutterhalskrebs zu finden oder auszuschließen, sondern bereits Vorstufen (Dysplasie) zu entdecken, deren Entwicklung zum Krebs wahrscheinlich ist. Wenn man diese durch einen kleinen operativen Eingriff entfernt, kann die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs in den meisten Fällen verhindert werden.
Dysplasien sind Zellveränderungen…
…, die sich über einen längeren Zeitraum (Monate bis einige Jahre) zu Krebszellen entwickeln können. Es gibt sie in verschiedenen Schweregraden. Der größte Teil der Dysplasien (vorwiegend leichte bis mittelgradige Dysplasien, Grad I-II) wird vom menschlichen Körper selbst „repariert“ und durch gesunde Zellen ersetzt. Nur in wenigen Fällen (überwiegend bei schweren Dysplasien, Grad III-Krebsvorstufen) kommt es tatsächlich zu Entartung und Entstehung einer Krebserkrankung.
Da diese Entwicklung zum Gebärmutterhalskrebs in der Regel einen langen Zeitraum benötigt, hat man genügend Zeit zur fachkompetenten Diagnostik, um die Krebsvorstufen herauszufinden, aus denen bei Nicht-Therapie Krebs entstehen kann, und einer individuellen und differenzierten Therapie zur Entfernung der Krebsvorstufen zuzuführen.
Abstrichbefunde
Die Abstrichbefunde (Pap-Test) werden in folgende Gruppen eingeteilt (Nomenklatur München III):
Pap I
…steht für einen unauffälligen Befund. Die Kontrolle erfolgt im normalen Früherkennungsintervall.
Pap IIa
…wird für einen unauffälligen Befund vergeben. Bei der Patientin bestehen aber Gründe für eine Wiederholung des Abstriches in der Krankengeschichte (Zustand nach Konisation, auffälliger Befund vorher).
Pap II (p,g,e)
…wird vom Zytologen vergeben, wenn er bei leichten Veränderungen der Zellen eine Kontrolle in einem kürzeren Intervall (6-9 Monate) für angezeigt hält.
Pap IIID1
…bedeutet Verdacht auf das Vorliegen einer leichten (geringgradigen) Dysplasie. Man sollte die Entwicklung abwarten und überwachen. In der Regel wird eine Abstrichkontrolle nach ca. 6 Monaten durchgeführt, um dem Körper auch die Chance zur Reparatur zu geben.
Pap IIID2
…steht für mäßiggradige Veränderungen der Schleimhaut (Plattenepithel) am Muttermund, die ebenfalls noch ein gewisses Rückbildungspotential haben. Die Kontrolle erfolgt im Allgemeinen nach 3 Monaten. Bestehen diese Veränderungen länger als 6 Monate unverändert, sollte eine weitere Abklärung erfolgen (z.B. Differentialkolposkopie, Biopsie, immunzytologische Untersuchungen).
Pap III (p,g,e,x)
…beschreibt einen unklarer Befund, hinter dem sich Entzündungen oder auch schwerere Veränderungen verbergen können- eine sofortige Kontrolle evtl. nach vorheriger Behandlung mit Medikamenten ist notwendig. In einigen Fällen sollte auch eine sofortige weitere Untersuchung erfolgen (z.B. Differentialkolposkopie, Biopsie, Ausschabung- je nach Empfehlung des Zytologen).
Pap IV (-p,g)
…enthält Zellen, die auf das Vorliegen einer schweren Dysplasie hinweisen.
Pap IVb (-p,g)
…weist auf einen Übergang in ein Mikrokrazinom hin.
Pap V (-p,g,e,x)
…lautet der Befund, wenn das Zellbild eine Krebserkrankung vermuten lässt.
Die Pap-Befunde sind lediglich Verdachtsdiagnosen, die allein zur Ableitung einer Operationsnotwendigkeit nach den aktuellen Leitlinien nicht ausreichen. Spezielle Untersuchungsmethoden dienen der weiteren Abklärung mit dem Ziel, diejenigen Befunde herauszufiltern, bei denen eine Operation angezeigt ist. Diese Abklärung kann in der Dysplasiesprechstunde erfolgen.
Die Dysplasie-Sprechstunde
Die Untersuchung
An erster Stelle steht die mikroskopische Beurteilung des Muttermundes nach Auftragen von speziellen Lösungen (Differenzialkolposkopie).
Muttermund kolposkopisch betrachtet nach Betupfen:
Zeigt sich dabei ein verdächtiger Bezirk, können daraus gezielt ein Abstrich (Zytologie) oder eine Gewebsprobe durch einen kleinen Eingriff (Biopsie, Histologie) entnommen werden. Diese werden im Labor untersucht.
Was ist eigentlich…
...Zytologie?
Zytologie wird ein Abstrich genannt, der mittels Spatel, Bürste oder Watteträger oberflächlich abgestrichene Zellen auf einen Objektträger bringt, die nachfolgend im Labor gefärbt und mikroskopisch beurteilt werden.
...Histologie?
Die Histologie ermöglicht eine Diagnose am Gewebeverband, wobei alle Schichten des Epithels beurteilt werden können. Hierbei erfolgt die Einteilung in die sogenannte CIN-Klassifikation (cervikale intraepitheliale Neoplasie, Grad I-III).
Befunde
Die aus der Kombination dieser Untersuchungsmethoden gestellte Diagnose entscheidet über das weitere Vorgehen:
Leichtere Veränderungen (CIN I-(II)), deren Rückbildung noch sehr wahrscheinlich ist, können beobachtet werden. Meist normalisieren sich die Abstrich- (Pap-) befunde in einem Zeitraum von 6-12 Monaten. Eine Therapie ist nur bei längerem Bestehenbleiben oder Befundverschlechterung notwendig.
Schwere Veränderungen (CIN III), deren Übergang in eine Krebserkrankung in den nächsten Monaten wahrscheinlich ist, sollten operativ entfernt werden.
Im Falle einer Operation
Ergibt die Diagnostik einen operationsbedürftigen Befund am Gebärmutterhals, erläutern wir Ihnen die Behandlungsalternativen (nach einer Biopsie evtl. in einem zweiten Termin).
Durchführung
Die Gewebsentfernung am Muttermund erfolgt
- leitliniengerecht
- schonend
- mit einer elektrischen Drahtschlinge (Hochfrequenz-Schlinge = leep, loop-excision).
Das ist ein ambulant in Vollnarkose durchzuführender, relativ komplikationsloser Eingriff.
Immer öfter kommen operationsbedürftige Befunde bei jungen Frauen mit noch nicht abgeschlossenem Kinderwunsch vor. Bei ihnen sollte die Entfernung von Gewebe am Muttermund so minimal und organerhaltend wie möglich erfolgen, um das Auftreten von späteren Fehl- oder Frühgeburten zu vermeiden. Dafür ist die Abtragung mit der Hochfrequenzschlinge unter mikroskopischer (kolposkopischer) Sicht besonders geeignet.
Nachsorge
Bei Entfernung der Zellveränderungen mit einem Saum gesunder Zellen an den Schnitträndern ist nachfolgend keine weitere Therapie erforderlich. Die weiteren Kontrollen erfolgen mit normalen Pap-Abstrichen und Kontrolle des HPV-Status.
Diese Operation können wir kurzfristig im Zentrum für ambulantes Operieren in Berlin-Reinickendorf, Senftenberger Ring 5a, 13439 Berlin durchführen.
Im Falle eines Nachweises einer hochgradigen Krebsvorstufe der Vulva oder Scheide können diese ebenfalls durch unser Team abgeklärt und ggf. durch Lasertherapie (z.B. im Helios Klinikum Berlin Buch- Dr. Sabine Rothe) behandelt werden.